Senegal-Austausch: Schüler vom Grootmoor zu Besuch in Thiès

Zwölf Stunden und einen Zwischenstopp in Lissabon später trennten uns nicht nur 6000 km von der Heimat, sondern auch kulturelle Unterschiede, die wir noch kennenlernen würden und die größer nicht hätten sein können. Doch darüber machten wir uns nachts um zwei keine Gedanken, als wir den Flughafen verließen und unser Gepäck auf dem Dach eines Busses befestigten, der uns über sandige Straßen nach Thiès fuhr – die Stadt unserer Austauschpartner.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir noch gemeinsam in einer wohlbehüteten Unterkunft, zusammen mit Schafen, Katzen und Hunden im Hinterhof, und konnten schrittweise unsere neue Umgebung entdecken: Auf den Straßen, die oftmals aus mehr Sand als Asphalt bestanden, schoben sich Pferdewagen und französische Kleinbusse ins Zentrum. Es roch nach Abgasen und verbranntem Plastik, von dem nur noch schwarze Aschehaufen am Straßenrand zeugen. Und je weiter wir Richtung Markt vorstießen, desto tiefer drangen wir ein in den urbane Bienenstock Thiès, desto hektischer und voller wurden die Gehwege, wo tatkräftige Verkäuferinnen unterschiedlichste Waren anboten. Und dennoch, über allem lag eine Freundlichkeit und Offenheit, die uns von der Marktverkäuferin bis zur Tischbedienung entgegengebracht wurde und in dieser anderen Welt einen Anflug von Geborgenheit in uns weckte.

Als wir dann dachten, uns gut eingelebt zu haben, zogen wir Sonntagabend in unsere Gastfamilien und begannen, das richtige Afrika kennenzulernen – abseits touristischer Hotels und westlicher Standards. Das Badezimmer unserer Unterkunft wurde durch einen Eimer kalten Wassers zum Duschen ausgetauscht, gekocht wurde auf dem Boden und verputzte, geschweige denn gestrichene Wände waren keine Selbstverständlichkeit. Dieser plötzliche Lebenswandel, herausgerissen aus unserer mittlerweile vertrauten Reisegruppe und hineingeworfen in eine fremde Familie, war anfangs für viele eine große Umstellung. Andere Kultur, andere Sprache, andere Menschen – Unsicherheit war in den ersten Tagen ein stetiger Begleiter.

Doch umso öfter wir zusammen aßen, umso mehr Zeit wir mit den Brüdern und Schwestern unserer Austauschpartner verbrachten und Wörter in ihrer Muttersprache lernten, desto näher fühlte man sich. Unsicherheit wich Zuversicht und in den nächsten Tagen hielt Normalität Einzug in den Gastfamilien. An vieles, was wir anfangs mit weit aufgerissenen Augen sahen, gewöhnten wir uns. Und wir lernten, das man auch mit einem Duscheimer sauber werden und über offenem Feuer gekochtes Essen sehr lecker (wenn auch manchmal ein bisschen zu scharf…) sein konnte. Als dann die letzte Nacht und der Abschied von unseren Gastfamilien vor der Tür standen, waren viele traurig und überrascht, wie schnell die Zeit doch vergangen ist. Am ersten Tag hatten wir fremden Menschen zur Begrüßung die Hand geschüttelt, doch Verabschiedet haben wir uns von Freunden.

Doch ganz zu Ende war das Abendteuer für uns noch nicht. Die letzten beiden Tage verbrachten wir am Strand des Atlantiks und auf der Sklaveninsel Gorée, wo wir die vorerst letzten warmen Sonnenstrahlen genießen konnten, bis wir Sonntagabend unseren Rückflug in die Heimat antraten. Und mit dem Wechsel des Wetters, zog der graue Alltag uns alle wieder fest in seinen Griff. Was bleibt, sind die Erinnerungen an 13 außergewöhnliche Tage und die Vorfreude auf den Mai, wenn die Senegalesen nach Deutschland kommen und wir ihnen unsere Kultur zeigen dürfen.

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